#1bild100worte – Palliative Care
Wir tendieren dazu, unangenehme Themen zu vermeiden. Der Tod ist ein unangenehmes Thema – aber eines, das wir nicht einfach so beiseiteschieben können, weil wir eines Tages unweigerlich damit zu tun haben werden, spätestens bei unserem eigenen Tod. Die Sterberate des Menschen liegt bei 100 %. Diese Geschichten wollen erreichen, dass wir uns dieser Tat-sache stellen, dass wir uns mit den damit verbundenen Gegebenheiten und den dabei aufkommenden Fragen auseinandersetzen. Damit wir mit dem Verlust, den das Sterben beinhaltet, besser umgehen können. Damit wir verschiedene Möglichkeiten kennen lernen, angemessen zu reagieren. Damit wir das, was uns allen unausweichlich bevorsteht, besser hinkriegen.
Austherapiert I
Austherapiert – was bedeutet das? Das Leben geht zu Ende, die Medizin hat keine Ideen mehr zur Heilung. Ein Todesurteil. Die Straße des Lebens bricht ein. Ich muss mich damit abfinden. Ich will mich aber nicht damit abfinden! Was kann ich machen? Ich kann nichts machen. Kann ich denn wirklich nichts machen? Noch so viele Pläne, noch so viel zu tun! Kann man nicht doch noch …? Ein bisschen länger noch, ein bisschen mehr Zeit? Warum gerade ich? Warum gerade dieser geliebte Mensch? Was heißt «tot»? Wird es weh tun? Was bleibt zurück? Was wird kommen? Wo geht die Reise hin?
Austherapiert II
Das Leben geht zu Ende, die Medizin hat keine Ideen mehr zur Heilung – aber zahlreiche Möglichkeiten, die verbleibende Zeit zu gestalten. Es geht ab jetzt um eine andere Art der Heilung. Diese Heilung kann das Leben nicht mehr substanziell verlängern, aber sie kann die Qualität der verbleibenden Zeit massiv verbessern. Eine Seite ist die Symptom- und Schmerzkontrolle, die andere Seite ist das Seelenheil. Multiprofessionelle Unterstützung auf psychischer, sozialer und spiritueller Ebene. Der Weg vom Patienten zurück zum Menschen. Selbstbestimmtheit trotz allem. Menschenwürdige Begleitung auf der letzten Etappe der Straße des Lebens, auch gemeinsam mit den Angehörigen. Das ist Palliative Care.
Ziel
Sie hat immer gelächelt, wenn man in ihr Zimmer gekommen ist. Manchmal hatte sie Schmerzen, sorgte sich, die bevorstehende Geburt des ersten Enkelkindes nicht mehr miterleben zu können, war unendlich müde – aber immer war dieses freundliche Lächeln auf ihrem Gesicht. Gestern ist ihr Enkelkind zur Welt gekommen, ein gesundes Mädchen. Ihre Tochter hat ein entzückendes Video geschickt, wie es, den dichten Haarschopf zum Punk frisiert, neugierig in die Kamera blinzelt. Stolz hat sie es uns gezeigt. Heute Früh war das Handy mit dem Video noch immer in ihrer Hand und das Lächeln auf ihrem Gesicht – aber sie selbst war gegangen.
Schmerz
Frau B hat immer noch starke Schmerzen. Die Medikamente helfen nicht, der Frust wächst. Irgendwann fällt im Gespräch mit ihr in einem Nebensatz die Bemerkung, dass die Tochter, die fast täglich zu Besuch kommt, nie da sei. Die Tochter ist ratlos: Immer, wenn sie kommt, schaut die Mutter nur aus dem Fenster und schweigt. Der Sohn bemerkt, wieder in einem Nebensatz: Ihr benehmt euch genau wie damals, als … Wir werden hellhörig. Die Psyche hat enormen Einfluss auf das Schmerzempfinden. Nach einer Aussprache zwischen Mutter und Tochter wirkt Frau B viel ruhiger, die Medikamente wirken, die Schmerzen sind fast weg.
Aus den Fugen
Viel zu jung, viel zu früh. Die Familie steht da, fassungslos, verloren, Antworten suchend. Herr M schwankt zwischen Keine Sorge alles im Griff, Hilfe rettet mich und Lasst mich doch alle in Ruhe. Zwei kleine Kinder, der Kleinere versteckt sich hinter der Mama und äugt verstohlen hinüber zum Papa, der Große inspiziert die elektrischen Funktionen des Krankenbetts, achtet aber dabei genau auf jedes Wort, jede Geste der Eltern. Beide wissen: Etwas stimmt nicht. Etwas sehr Grundlegendes. Aber sie wissen nicht, was. Wissen es die Eltern? Das Leben ist aus den Fugen geraten. Nun gilt es, gemeinsam neue Fugen zu finden.
Der Nachlass
Je vollständiger und genauer der Nachlass geregelt ist, desto leichter gestaltet sich der Abschied für die Angehörigen. Es ist immer schwer, einen geliebten Menschen gehen zu lassen. Ein zu Lebzeiten geregelter Nachlass nimmt den trauernden Hinterbliebenen zumindest eine Bürde. Frau E hatte wohl nur das Datum ihres Ablebens nicht festgelegt. Sogar der Blumenschmuck war bereits ausgesucht und bezahlt, die Playlist für die Aussegnungshalle beinhaltete «Life is life». Herr W hat genau notiert, wer in welchem Auto zu seinem Begräbnis fahren wird. Erst spät ist ihm aufgefallen, dass er nicht mehr selber fahren und entsprechend auch niemanden mehr würde mitnehmen können.
Schwarz
Schon wieder ein Todesfall. Frau N ist heute Nacht gestorben. Was machen wir hier eigentlich? Nie ein Erfolg, keiner schaffts hier lebend raus. Das Bett wird frisch überzogen, der nächste Patient wartet schon. Herr P. Das nächste Schicksal, der immer gleiche Ablauf. Wieder lernt man einen Menschen kennen, baut eine Beziehung auf, nimmt ihm jede aufkeimende Hoffnung auf Heilung, begleitet ihn bis zum Tod. Dann kommt der nächste, und immer so fort. Und dann sind da auch noch die Angehörigen. Auch sie suchen Hilfe, auch ihnen nimmt man jede Hoffnung. Immer und immer wieder. Es gibt nie ein Happy End.
Weiß
Vor ein paar Tagen habe ich länger mit dem neuen Patienten geredet. Er war sehr unruhig, als er kam. Wir kennen das von vielen Neuzugängen. Der Wirbel im Kopf muss erst sortiert werden. Es ist schön, Menschen so nah kennen lernen zu dürfen und ihnen dann besser helfen zu können, auf den Einzelnen abgestimmt. Keine Fließbandarbeit. Qualität im Vordergrund, der Mensch im Mittelpunkt. Gestern dann wusste er, was er unbedingt noch erledigen musste, heute hat er uns mit strahlenden Augen erzählt: Sie hat «Ja» gesagt! Also bereiten wir jetzt eine Hochzeit vor. Es gibt es immer wieder, das Happy End.
Die Kerze
Frau N ist gegangen. Ich zünde die Kerze an. Das machen wir immer, wenn ein Mensch verstorben ist. Die Kerze als Symbol für die leuchtende, unsterbliche Seele. Die Flamme ist warm und tröstlich. Immer gleiche Abläufe sind warm und tröstlich. Sie sind vorhersehbar, nehmen Ängste, geben Sicherheit und Halt. Sie zeigen uns, dass das Leben weitergeht. Dass der Tod dazu gehört. Die Welt um uns herum mag sich verändern, unvorhersehbar sein, mitunter katastrophal sich gebärden, aber es gibt Eckpfeiler, Konstanten, immer Gleiches, auf das man sich verlassen kann. Es geht weiter; vielleicht zunächst noch flackernd, jedenfalls aber hell und warm.
Der Tod
Der Tod macht vielen Menschen Angst. Er ist unbegreiflich, bedrohlich, endgültig. Wir streben danach, ihn zu vermeiden, nicht an ihn zu denken, solange er uns nicht betrifft. Dabei gehört er zwingend zum Leben. Religion und Philosophie helfen uns, den Tod besser einzuordnen und zu akzeptieren. Wie sich dann jede einzelne Person in der Situation verhält, ist individuell. Manche benötigen Informationen, wollen genau Bescheid wissen, ziehen daraus Sicherheit. Andere brauchen Bezugspersonen, auf die sie sich stützen können, die ihnen Halt bieten, damit sie das Ruder aus der Hand geben können. Dann kann eine innere Ruhe einkehren. Tod, wo ist dein Stachel?
A & E
Sie haben über 60 Jahre gemeinsam verbracht, fit wie Turnschuhe, drei Kinder, sechs Enkelkinder. Dann kam, kurz vor seinem 90. Geburtstag, die Hirnblutung. Er hat sich gut erholt, aber in den folgenden Monaten werden die stundenlangen Spaziergänge kürzer, die Gespräche einseitiger, er nimmt schrittweise weniger am Leben teil, verwechselt Routineabläufe, vergisst schnell. Pflegeunterstützung lehnen sie ab; sie, vier Jahre jünger, klein und drahtig, hat alles im Griff. Es geht noch einige Jahre gut, dann zwei Stürze in drei Tagen, Nasenbeinbruch und Kopfplatzwunde mit Einblutung ins Hirn. Sie will lernen, wie sie ihn bei einem Sturz auffangen kann; die Rettungssanitäter lachen.
Reparatur
Der Sohn steht in Anzug und Krawatte am Krankenbett, das Handy allzeit gesprächsbereit in der Hand. Mutter braucht eine bessere medizinische Versorgung. Mit den richtigen Medikamenten und Therapien wird das wieder. Daneben die Schwiegertochter, bemüht, irritiert, ratlos. Die Oma ist 82, immer öfter nicht mehr orientiert, klagt über Schwindelgefühl. Der letzte Sturz ist nicht so glimpflich verlaufen, die Hüfte ist kaputt, dazu kommen neuerdings Schluckbeschwerden. Der Sohn kritisiert die Passivität und mangelhafte Behandlung; eine neue Hüfte muss her, dann eine gute Reha. Das Handy klingelt, er verlässt das Zimmer. Die Schwiegertochter seufzt. Die Oma tätschelt ihr die Hand und lächelt.
Energie
Frau K sitzt nach ihrer ersten Nacht bei uns frühmorgens im Lehnsessel, das Bett ist unberührt. Ob sie Schlafstörungen habe? Schmerzen? Das Bett zu hart? Zu weich? Sie lächelt: Nein, kein Problem, nur der Herr, der gestern da gestorben ist, wusste noch nichts von seinem Ableben und war noch da, also hat sie ihm hier im Sessel Gesellschaft geleistet. Ich bin irritiert. Herr B ist in der Leichenhalle, sie hat ihn nie getroffen – aber wenn sie im Bett liegt, spürte sie seine Symptome, beschreibt sie akkurat. Gemeinsam mit der Seelsorgerin findet sie einen Weg, Herrn B sein Weitergehen zu ermöglichen.
Zeit
Auf den anderen Stationen war der Zeitdruck deutlich spürbar: Man hat das Programm schnellstmöglich durchgezogen. Diagnose, Therapie, Entlassung. Ich bekam kaum Information und wurde nicht gehört, meine Angehörigen nur lästige Störfaktoren. Das Bett musste schnellstmöglich wieder frei werden für den nächsten, bereits wartenden Patienten. Der Palliativ-Konsiliardienst bietet mir eine Übernahme auf die Palliativstation an. Ich willige ein. Dort läuft plötzlich alles anders. Man fragt mich, ob mit den Angehörigen, die heute nicht da sind, Kontakt aufgenommen werden darf. Ich entschuldige mich für den Zeitverlust. Ein entspanntes Lächeln: Kein Problem, eines nach dem anderen. Kommen Sie erst einmal an bei uns.
Wie hältst du das aus?
Es ist schwer, oft belastend – und es ist eine wunderschöne Aufgabe, Menschen in den letzten Monaten, Wochen, Tagen ihres Lebens palliativ zu begleiten. Wir haben eine Sonderstellung: Wir sind nicht die Unheilsboten, wir sind keine Angehörigen. In einer unsicheren, bedrohlichen Situation, in der Patienten und Angehörige in Panik schwimmen, hat das Palliativ-Team gewissermaßen eine Lotsenfunktion. Wir bieten Stabilität, Ankommen, Sicherheit, Anker. Wir geben Zeit, die Realität zu verarbeiten. Wir sind immer noch da, wenn die Panik wiederkehrt, und unterstützen erneut. Wir sind dabei keineswegs emotionslos, wir leben mit, bieten zahlreiche Möglichkeiten, die Emotionen zu kanalisieren und die Situation zu gestalten.
Patientenverfügung
Dem Patienten geht es akut schlechter. Die Angehörigen sind aufgewühlt: Der behandelnde Arzt hat nach einer Patientenverfügung gefragt. Vor einigen Jahren haben sie einen Vordruck unterschrieben. Der Arzt fragt, was sie wollen. Ja steht das nicht da? Bei Aussicht auf Heilung soll alles unternommen werden. Schwierig zu beurteilen bei einem von Demenz und mehreren Stürzen geschwächten 90-Jährigen. Der Kommentar des Arztes, das werde man sich angesichts des hohen Alters des Patienten wohl schon mal überlegt haben, ist auch nicht hilfreich. Das Palliativ-Team kommt, setzt sich zur verzagten Ehefrau, nimmt sich ihrer Sorgen an und erklärt ihr in Ruhe die Situation.
Interdisziplinäre Besprechung
Herrn N geht es vorübergehend besser, der aktuelle Cocktail von Schmerzmitteln in der aktuellen Dosierung schlägt endlich an, der Appetit kommt wieder, die Mobilität verbessert sich zusehends, Bewegungswunsch und Lebenswille kehren zurück. Er erzählt von seinem Garten, der zu dieser Jahreszeit besonders schön sei. Die Ärztin schlägt vor, ihn über das Wochenende nach Hause zu schicken. Der Physiotherapeut überschlägt, dass das mit der Menge Mobilitätsübungen bis dahin möglich sein müsste. Der Pfleger erzählt von den Haustieren, deren Fotos Herr N stolz herumzeigt. Die Psychologin schlägt vor, den Patienten mit ihrem Therapiehund zu besuchen. Der Hund wedelt freudig mit dem Schwanz.
Die Sterbestation
Der junge Familienvater kam mit den Worten «Das ist jetzt die Sterbestation, oder?», wollte keinen Familienbesuch, seine kleinen Kinder sollen ihn nicht so sehen. Man kann ja eh nix mehr machen. – Oh doch, wir fangen gerade erst an. Der Therapiehund gewinnt erst das Herz des Patienten und in Folge das der Kinder, die Psychologin fängt die Emotionen auf. Die Musiktherapie ist nicht so schlimm wie befürchtet: Die Klänge des Monochords sind merkwürdig wohltuend, die Gespräche mit der Musiktherapeutin erstaunlich angenehm. Selbst bei der Maltherapie, die er nur der Ärztin zuliebe akzeptiert hat, freut er sich schon auf die zweite Sitzung.
Assistierter Suizid
Ich bin alt, ich bin krank, ich habe keinen Wert mehr für die Gesellschaft. Es wäre allen geholfen, würde ich nicht mehr leben. Du sollst aber nicht töten. Das gebieten uns Religion, Humanismus und Gesetzgebung. Die Würde des Menschen ist unantastbar, jedes Leben ist wertvoll. Was aber, wenn ich mein Leben nicht mehr würdevoll leben kann, wenn es keinen Wert mehr für mich hat? Darf ich es dann selbstbestimmt und würdevoll beenden? Und wenn ich das nicht selber kann, darf ich jemanden bitten, mir dabei zu helfen? Finde ich jemanden, der mir hilft? Wie geht es dieser Person dann damit?
Todeswunsch
Die Patientin sagt, sie mag nicht mehr. Das sei doch kein Leben mehr. Sie ist ganz alleine, alle schon weggestorben, jetzt hat sie Schmerzen und keinen, der ihr hilft. Die Katze ist im Tierheim, sie kann nie wieder nach Hause. Da gibt es doch das neue Gesetz, aber da erzählt ihr ja keiner was. Was sie wissen will, frage ich. Sie schaut mich erstmals an. Wie man das machen muss? Ich erkläre ihr die Rahmenbedingungen und frage sie, was sie sich wünscht. Ein kleines Leuchten in den Augen. Ob sie ihre Katze noch einmal sehen kann? Wir lächeln uns an.
Alles erledigt
Frau S ist in der Nacht gestorben. Sie war vom mobilen Palliativ-Team zu Hause betreut worden. Die Pflegekraft, die gestern bei ihr war, berichtet, dass sie da noch eine administrative Kleinigkeit zu erledigen hatte. Dann saßen sie am Küchentisch und Frau S überlegte konzentriert: Der Nachlass ist geregelt, alle Erben wissen Bescheid, das Testament liegt im Schrank. Sie hat alle gesprochen, mit denen sie reden wollte. Ihre Wünsche für das Begräbnis sind festgehalten und soweit möglich organisiert. Die Blumen sind gegossen. Mit einem Seufzer der Erleichterung lehnte sie sich zurück und stellte zufrieden fest: «Jetzt fehlt nur mehr die Leiche».
Dunkelgrau
Die an Lungenkrebs erkrankte Anästhesistin äußert ihren Suizid-Wunsch deutlich: Sie sieht keinen Sinn mehr in ihrem nunmehr bestätigtermaßen zeitlich begrenzten Dasein. Jahrzehntelang hatte sie alles im Griff, wirkte erfolgreich in Genesungsprozessen mit, wusste genau, was wann passiert. Diese Sicherheit will sie sich jetzt nicht nehmen lassen und erachtet ihren Aufenthalt auf der Palliativstation als überflüssig. Sie weiß genau über Dosierungen Bescheid. Zwei Jahre lang hat sie Morphinpflaster gesammelt, schildert, wie sie in weißer Bettwäsche liegt, von Blumen umrandet, die Hände vor der Brust gefaltet, der Körper voller Pflaster, vorne und hinten. Der Palliativ-Arzt zweifelt, aber sie weiß: Diese Menge genügt.
Lilablassblau
Die völlig aufgewühlte Patientin hat seit Tagen kaum geschlafen. Ihr detailliert ausgereifter Plan für den Suizid steht kurz vor der Ausführung. Ein Schwächeanfall hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht und sie auf die Palliativ-Station befördert. Hier schläft sie erst einmal 24 Stunden lang, dann beginnt eine lange Reihe von Gesprächen. Schrittweise erkennt sie auch andere Wege: «Dann muss ich das nicht alleine zu Hause machen?» Nein, wir haben viele Möglichkeiten und wir gehen den Weg gemeinsam. «Und was ist, wenn …?» Wir finden gemeinsam Antworten. «Und wenn …?» Auch dann. «Blöd, jetzt hab ich die Morphinpflaster umsonst gesammelt.»
Rosé
Sie steigt aus dem Aufzug und ruft: «Stellt euch vor, ihr habt mir gefehlt! Meine zweite Familie!» Dann ist sie froh um den Sitzplatz am Gang. «Könnt ihr mich ein bissl aufpäppeln? Ich hab für Freitag Konzertkarten.» Die Suizid-Pläne, die schon kurz vor der Umsetzung standen, sind wie weggeblasen. Es hat zahlreiche Gespräche gebraucht, bevor sie sich darauf eingelassen hat, sich der Situation zu stellen und Vertrauen aufzubauen. Jetzt weiß sie: Mit Hilfe des Palliativ-Teams hat sie weiterhin alles im Griff und fühlt sich gut vertreten, wenn die Kräfte schwinden. Die Suizid-Gedanken? «Das ist jetzt für mich kein Thema mehr.»